Freiraum zum Selbermachen?

19. November 2013 | von Barbara | Köln
Neues

Freiraum zum Selbermachen – das ist das Motto des Verbunds Offener Werkstätten. Diesen Freiraum möchten die Werkstätten Menschen bieten und ihnen damit die Möglichkeit zur Entfaltung geben, zum Vernetzen und gemeinsam aktiv sein.

Damit Kreativität und Eigeninitiative sich entwickeln und ungehindert wachsen können, braucht es ganz reale Objekte, die im wahrsten Sinn des Wortes Raum zum Aufbau der benötigten Infrastruktur bereitstellen. Was für einen Ort benötigen wir für die geplante Werkstatt? Wo wäre eine Weiterentwicklung möglich? Wie können wir die Kosten stemmen? Viele Initiativen sehen sich im Lauf ihrer Geschichte mit Fragen rund um die genutzten Örtlichkeiten konfrontiert.

Manche entscheiden sich bewusst für die Rettung ehemaliger Fabrikgebäude oder anderer brachliegender Areale. Sie sanieren auf eigene Kosten alte Gemäuer, betreiben neben der eigenen Werkstatttätigkeit Denkmalpflege und leisten so einen unbezahlbaren Beitrag zur Erhaltung oder Belebung urbaner Kulturräume. Oft geschieht dieses Engagement ohne Gegenleistung in Form sicherer Mietverträge – der ehrenamtliche Einsatz wird nur geduldet, so lange, bis der ökonomische oder städteplanerische Verwertungsdruck ein Ende erfolgreicher Projektarbeit herbeiführt.

Aus den Reihen des Verbunds sehen sich ganz aktuell einige Mitglieder mit einem Wandel der Raumsituation konfrontiert – im positiven wie im negativen Sinn. Während die Dingfabrik in Köln in ein größeres Gelände umziehen konnte, heißt es Funk-Aus in Grünau: Gut zehn Initiativen verlieren hier nach fast zwei Jahren erfolgreicher Projektarbeit ihre Heimat.

Für die Dingfabrik hatte sich bereits seit einiger Zeit herausgestellt, dass der dritte Stock der Gasmotorenfabrik Köln-Deutz keine langfristige Perspektive bot. Nachdem der benachbarte Coworking-Space, dessen Fläche die Dingfabrik mitnutzen konnte, Anfang des Jahres ausgezogen war, wurde es noch enger und kam sogar zu Konflikten unter den NutzerInnen. Bestimmte Aktionen waren auf den verfügbaren 70 m² einfach nicht umzusetzen –  ein Nähprojekt lag z.B. auf Eis, weil aufgrund des Platzmangels kein Zuschnitt möglich war. Neue Räume mussten her.

So verschlug es das Kölner FabLab in den Blunakeller nach Nippes. Der Besitzer hatte das zuvor jahrelang brachliegende Kellergeschoss frisch renoviert. Sein Plan: Die Fläche als Zugewinn für die AnwohnerInnen kulturell beleben. Für die 450 m² suchte er nach AkteurInnen, die das Areal in diesem Sinn bespielen könnten und lud verschiedene Initiativen ein. Nach anfänglichen Vorbehalten gegen eine möglicherweise zu einseitige Nutzung bekam die Dingfabrik den Zuschlag.

Von 70 auf 450 m²: Wo bis vor Kurzem noch ein Fuchs wohnte und vor Längerem Orangen geschält wurden, zog im September die Dingfabrik ein. Neue Angebote sollen die entstandenen Mehrkosten zumindest teilweise decken. Mit dem Mehr an Platz kommen nun einige Projekte in Gang, die vorher in der Warteschleife hingen: Siebdruck und analoge Fotoentwicklung, eine Metallwerkstatt, das Nähprojekt kann endlich starten. 150 m² sind als Multifunktionsfläche geplant - für Vorträge, Workshops, Kunst & Kultur.

Gesponsert hat den Umzug das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum, ein lokaler Baumarkt stellte Wandfarbe und Baumaterialen bereit. Die Dingfabrik konnte hier von einer Initiative der Stadt Köln profitieren: Die Kulturpaten sammeln Anfragen und leiten sie an Firmen weiter, die lokale Projekte unterstützen möchten. Hier sieht Alexander Speckmann, Vorstand des Dingfabrik e.V., auch Ansatzmöglichkeiten für weitere kommunale Förderung: Aktive untereinander und mit ansässigen Firmen vernetzen. Eine „kommunale Resteliste“ könnte zudem Informationen über mögliche Sachspenden sammeln und damit die Weiterverwendung oder das Recycling ausgemusterten Firmeneigentums ermöglichen.

Teil 2